17.11.05

No more Kanakenball - eine Elegie

So spielt eben nicht nur das Leben, sondern auch die australische Fußballnationalmannschaft: nicht immer gut, aber ab und zu gewinnt man im Elfmeterschießen. Und wie sich alle gefreut haben hier! Verständlich, natürlich - nach 1974 erst die zweite WM-Teilnahme Australiens. Menschen, die mich vor kurzem noch mitleidig belächelten wenn ich erzählte, welchen Sport ich betreibe und fanatisch verfolge, oder schlimmer noch, mich des Abends in Lokalitäten als wog (Kanake) oder poofter (Schwule Sau) beschimpften, sind jetzt gar nicht mehr einzukriegen vor lauter "Wir waren schon immer Fussifans und nicht etwa Cricket- oder Rugbyfans!" Widerlichkeit. Der große Johnny Warren (R.I.P.), dessen Autobiografie passenderweise als Titel die Einschätzung trägt, die der gemeine Australier von Fußball (und damit eben auch von der Welt im Allgemeinen) hat, würde sich ob soviel band wagon jumping fallrückziehergleich im Grabe umdrehen. Laut diesem Bild spielen nämlich nur "Tussen, Kanaken und Schwuletten" Fußball, und dementsprechend heißt Johnnys Autobiographie dann auch: "Sheilas, Wogs and Poofters."

(Wer jetzt nicht glaubt, daß Fußball hier tatsächlich recht regelmäßig wogball (Kanakenball) genannt wird, in den Medien und im alltäglichen Sprachgebrauch, kann ja mal hier oder hier oder hier nachlesen.)

Nun denn. Es sei Australien gegönnt. Ich jedoch komm' nicht umhin zu überlegen, ob die Entscheidung nach HH zu gehen anders ausgefallen wäre, wenn die Swans schon letztes Jahr oder das Jahr davor Meister geworden wären; oder eben Australien sich vor 4 Jahren für die WM qualifiziert hätte. So kommt das leider alles zu spät und das Gefühl, hier weder gewollt zu sein noch hinzugehören [insert violins here], das sich über die letzten 2-3 Jahre eingefressen hat wie Betonkrebs, ist mit ein paar netten Worten im Büro ("Hey, wasn't that an amazing game? Are you gonna watch the world cup next year? I'm gonna watch every game!") auch nicht mehr wegzuwischen. Australien hat den Ausgleichstreffer, für mich, leider erst nach dem Schlußpfiff erziehlt. Und wie wir alle wissen: nach'm Pfiff gildet nich.

Und überhaupt: unter Kontrolle hab' ich das alles sowieso nicht.