Postkarte aus Neuseeland

Dass die anglophone Welt gemeinhin recht, sagnwamal, verklemmt mit den menschlichen Bedürfnissen des Untenrum, vulgo: Sex, umgeht, ist wohl allenthalben bekannt. Aber gestern, als ich den Flaneur in Auckland gab (wunderschönes Herbstwetter hier übrigens - der Geruch von Kaminfeuern und Kohleöfen liegt über der Stadt wie ein Wollschal), kam ich an einem der allerschönsten Beispiele anglophoner Euphemismusmanie vorbei.

In Newmarket, Auckland, hat's nämlich einen Laden namens The Den der, einem riesigen Banner zufolge welches quer über die Straße gespannt war, folgendes verkauft: "adult concepts". Jawohl, "adult concepts". Was für eine tolle Geschäftsidee, dachte ich mir faul in meinem trägen Urlaubshirn, und auch die Gedanken flanierten: ein Laden, der Konzepte, Ideen und Anschauungen für Erwachsene verkauft!

"Guten Tag, ich hätte gerne ein paar adult concepts!" - "Certainly, Sir. Ich hätte hier z.B. das Einkommenssteuerrecht, oder wie wäre es hiermit: Der Mensch ist das einzige Tier, das sich seiner eigenen Sterblichkeit bewußt ist. Oder vielleicht eine Entmündigungsverfügung in Rot? Da drüben hätten wir auch einen frischen Satz Im Leben wie im Fußball gewinnt nicht immer der Beste, daneben unser Standardrenner Es liegt nicht an dir, es liegt an mir. Schauen Sie sich nur etwas um Sir, ich bin sicher, Sie finden etwas Passendes. Wir hätten da auch noch unser Nietzsche-Sortiment (in allen Größen), oder Verändere den Menschen und du veränderst die Verhältnisse, das ist allerdings ein Restposten."

Adult concepts - genial, dachte ich. Waren dann natürlich doch nur Strapse, Dildos, Penisringe und Fickfilmchen, aber für einen kurzen Moment hatte die Welt eine ganz neue Dimension erhalten.