4.5.06

Luxusprobleme der ersten Welt

Eine kurze Geschichte erzähl ich dann doch noch mal von der Party letzten Sonntag. Draußen im Garten hinter unserem Mietblock versammelten sich die etwas gesetzteren Herrschaften - ehemalige Arbeitskollegen von mir von vor 6 Jahren und jetzige Arbeitskollegen d.l.P. Durchschnittsalter so um die 40, viele mit ihren teils sehr jungen Kindern. Die Sonne schien, die Kinder tobten über den Rasen und die Konversation war höflich und gesetzt - wie sich das bei Kleinfamilien um die 40 aus der australischen Mittelklasse so gehört. Als Musikuntermalung hatten wir unsere iPod-Station rausgestellt, denn mehr als gemurmelte Hintergrundmusik sollte es eh nicht sein. Ich stellte am Samstag also eine schöne Playlist zusammen, die, laut Anweisung d.l.P., smooth and chilled sein sollte. Also grub ich mich durch meine, ohne jetzt prahlen zu wollen, ansehnliche Musikbibliothek: 'n büschen Northern Soul, Dub, Lounge, Rocksteady, Bossa Nova, die unvermeidlichen Air und Kruder & Dorfmeister, schmiß alles zusammen und gut war. Die sich im Garten aufhaltende Gruppe vereinte also folgende Eigenschaften auf sich: eine Abneigung gegen laute Töne, und die völlige Unfähigkeit, einen iPod zu bedienen.

Und alles lief gut. Bis d.l.P. ins Wohnzimmer stürmte, sich einen griente und sagte: "Kommst du mal eben mit?" Verwundert darüber, so abrupt aus meiner eigenen Unterhaltung mit N., T. und J. gerissen zu werden (Thema: die respektiven Chancen der japanischen, australischen, deutschen und tschechischen Nationalmannschaften bei der WM), folgte ich nach draußen. Ach du... Weinende Kinder. Geschockte Eltern. Ein Ex-Kollege d.l.P. dem, während ich zusah, buchstäblich die Gabel aus der Hand fiel. Und alle starrten den iPod an.

Ich hatte beim Zusammenstellen aus Versehen (auch wenn d.l.P. mir das nicht glauben wollte, bis gestern) eine file in die Playlist geworfen, die da gar nicht hingehörte. Ich muß wirklich mehr beim Betiteln meiner files aufpassen, schoß es mir noch durch den Kopf, ehe ich zum skip button stürzte. Denn was die gesetzte Gesellschaft seit ca. 1 Minute hörte war dies:



"Was war das denn für ein furchtbarer Krach?" fragte mich ein graumelierter Herr mit krampfhaftem Lächeln. "Äh... das war Slayer mit Angel of Death," krampfte ich zurück. "Aber der Double Bass kurz vor Schluß rockt richtig," versuchte ich zu retten, was nicht mehr zu retten war.

Ich ging dann wieder rein.