11.4.06

"Excuse me, when will you be turning off the metal detectors?" Akmal Saleh, Big Laugh Comedy Festival, 31/03/2006

Berichte über die Auftritte von stand up comics schreiben ischa so'n Ding. Wie soll man der werten Leserschar verklaren, wie lustig z.B. Akmal Saleh war vor 10 Tagen, ohne einfach seine routines nachzuerzählen? Ganz drumrum kommt man wohl nicht; außerdem halt ich mich bei sowas an Martin Amis: "You proceed by quotation. Quotation is the reviewer's only hard evidence. Or semi-hard evidence. Without it, in any case, criticism is only a shop-queue monologue." Und darum dann gleich mal ein Knaller des Abends vorneweg, ein Abend, bei dem einem wieder einmal bewußt wurde, was so Klasse an Australien (oder zumindest Sydney) sein kann, wie geil das hier sein könnte, hätte sich der weiße mainstream nicht in den letzten 10 Jahren bewußt dazu entschieden, den einzigen kulturellen comparative advantage, den Australien besitzt, nämlich einen im Alltag nahezu reibungslosen Multikulturalismus (die Aborigines natürlich wie immer ausgenommen), nicht nur zu vernachlässigen sondern geradezu rückgängig machen zu wollen - und wie schlecht deutsche sog. "stand up comedians" (brrr...) sind. Meine Damen und Herren, Akmal zeigt wie's geht:

"Ey, ich leb ja jetzt in Brighton Le Sands mit meiner Frau. Das hab ich euch glaub ich noch gar nicht erzählt, daß ich mit einer Anglo-Australierin verheiratet bin, oder? Naja, wir leben direkt an der Bay Street und einen Tag nach Cronulla ging's vor unserem Fenster echt ab. Das Witzige war, wir hatten den ganzen Tag über massenweise diese SMSe gekriegt, die wie Viren zirkulierten, wißt ihr noch? [Anm.: ich hab' auch einige bekommen, von Leuten die ich gar nicht kenne, keine Ahnung wie das technisch möglich ist...] Meine Frau von den Skippys, so nach dem Motto "Kanakenklatschen heute in Brighton!!' und "Kill the Lebs" und "Scheiß Ölaugen raus!!" und "Stand up for White Australia" und so. Ich dagegen hab die ganzen Wog-Dinger gekriegt, so "Fight the Whites", "Wacht auf, Söhne des Libanon", "Alle nach Brighton heute!!" und so.

Naja, meine Frau und ich sind dann zu Hause geblieben und haben uns gegenseitig auf die Fresse gehauen. Mußten wir nicht extra vor die Tür."


Oder auch:

"Überhaupt, die Bullen in Sydney... Neulich hielt mich einer an, ich war grad im Auto unterwegs, spätabends nach'm Gig und ich wollte nur nach Hause, naja, er mich angehalten, an den Straßenrand, er kommt rüber, ich mach das Fenster runter, er beugt sich runter und sagt: 'Na Mario, noch so spät unterwegs?' Ich zu ihm: 'Na klar Dave!' Er: 'Wieso Dave? Ich heiß doch gar nicht Dave...' Da hab' ich schon gedacht, hmmmm, hab' offensichtlich einen der intelligenteren erwischt hier. Also sagte ich: 'Naja, ich heiß ja aber auch nicht Mario. Und überhaupt, ich bin nicht mal Italiener!' Da guckte er mich dann lange an und meinte schließlich: 'Stimmt, du siehst auch viel zu dunkel fürn Italiener aus. Tut mir leid daß ich dich Mario genannt hab. Und jetzt raus aus dem Wagen und die Beine spreizen, Mustafa!'

Das ganze vor einem Publikum, in dem d.l.P. wahrscheinlich die einzigen anglo-keltischen roots hatte und das sich entsprechend beeumelte. Ein Schlawiner allererster Güte, der Akmal; wahrlich das Eintrittsgeld wert, auch wenn ich das eigentlich gemäß Akmals Lesart gar nicht lustig hätte finden können:

"Ist ja eh so, oder, das einige communities einfach lustig sind oder? Ich mein, guckt euch mal in Sydney um. Für mich immer noch Nummer 1: die Juden sind einfach witzig! Genau wie die Iren, die Araber sind auch einfach mit dem Schalk im Nacken geboren worden. Engländer? Witzig. Italiener? Lustig. Deutsche? Gute Brückenbauer."

Ein schöner Abend in Parramatta beim Big Laugh Comedy Festival - auch wenn man 1 Stunde rausfährt, sind wir immer wieder gerne da. Und wer sich jetzt ein eigenes Bild von Akmal machen will, sollte sich dieses dreiminütige Kurzvideo vom Melbourne Comedy Festival 2004 reinziehen (Media Player). Enjoy!

[pic from Akmal's site. Cheers!]