12.3.06

Ich vs. Gitarrenkrachgott - DINOSAUR JR, 09/03/2006, METRO THEATRE

Warum es so war, wie es war, darüber haben wir uns nachher lange unterhalten. Eines der merkwürdigsten Konzerte seit langer Zeit lag hinter uns und niemand wußte so recht, was davon zu halten war. Kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal ein Auftritt mich dermaßen emotionslos zurückließ. Nun gut, der Welt größter Dinosaur Jr Fan war ich eh nie und die Karten waren ein Geschenk, aber trotzdem...

OK, der Sound war breiig, grützwurstig und breiig. J Mascis ist inzwischen anscheinend vollends zum Rainman des Feedbackrocks mutiert und versteckte sich 90 Minuten lang hinter seinen spinnwebenfeinen grauen Haaren. Lou Barlow ist ein arrogantes Arschloch und hat kein Klischee des arroganten Arschlochtums ausgelassen, inklusive der von mir besonders gehaßten "What's the matter with you?"-Ansage, wenn das Publikum nicht so spurt, wie es der Künstler gerne hätte, sprich: wenn es nicht abgeht, Alter! Und eben da lag der Hase im Pfeffer. An dem Abend ging so irgendwie gar nix und der Funke war nicht zum Überspringen zu bewegen, da konnte Herr Barlow noch so böse hinter seiner Kassenbrille hervorblinzeln. Ca. 90% der ausverkauften Metro stand recht bewegungslos da wie auch d.l.P. und ich und nickte höchstens sachte im Takt. Und als Herr Barlow dann dem Publikum die Schuld am schlaffen Abend in die Sneakers schieben wollte, kam auch postwendend die Antwort von schrägrechts vor uns: "You're not very good, that's what!"

Aber fairer- und auch interessanterweise stimmte das so eben nicht. Musikalisch jedenfalls rockten die Dinosaurierjunioren (HarHar) wie in jungen Jahren. Technisch sauber, ein Zusammenspiel wie der Schalker Kreisel und in einer Lautstärke, wie sich's gehört, nämlich Tinnitus-induzierend. Die Songauswahl war auch tadellos: Quest, Tarpit, Mountain Man, Forget the Swan, In a Jar, No Bones, Sludge... J Mascis nudelte auch ein Solo nach dem anderen herunter, daß es eine Freude war und spielen kann er ja nun wirklich, der Rainman.

Nur kam das alles eben so seltsam teilnahmslos und, naja, pflichtbewußt rüber, als ob man dem eigentlich doch recht ruppigen Bastard der Dinosaurschen Musik eine gehörige Prise Rohypnol eingeflößt hätte. Lag es am Publikum, daß größtenteils aus Ü35ern bestand und die sich, evtl., die eigene Jugend lediglich gemütlich nochmal angucken wollten? Lag es doch an der Band, alles o.a. notwithstanding? Oder lag es am Donnerstagabend? Oder hat sich die Musik einfach inzwischen überlebt wie meine heißgeliebten Chucks, die ich mir 1988 bei American Sports in Bergedorf kaufte und trug, bis sie mir von alleine von den Füßen fielen? Rätsel über Rätsel.

Auf dem Nachhauseweg hörten wir die Where You Been im Auto und stellten nochmal verwundert fest, wie geil Dinosaur Jr sein können, und wie lahm und lacklustre sie gerade eben rüberkamen. Vielleicht sind sie auch einfach keine Liveband.