Mit sowas kann man ganz schnell baden gehen

"So. Was machen wir denn jetzt als Weihnachtsfeier?" Mein Chef R. wippte auf einem der chronisch wackeligen Konferenzzimmerstühle und blinzelte in die Mittagssone, die streifig auf seinem Gesicht stand. "Hat irgendjemand einen Vorschlag? Mir eigentlich egal, solange es Alkohol beinhaltet." Er lachte sein kratzkehliges Lachen - Hrchach Hrchach Hrchach - während der Rest der Belegschaft in angestrengtes Schweigen verfiel. Nur in L.s Gesicht konnte ich meine eigenen Gedanken lesen: "Oh nein. Büroweihnachtsfeier." Die Feier letztes Jahr war ein Triumph der Zeitverschwendung - unsere Klitsche ist dummerweise klein genug, daß peinliche Gesprächspausen sich sofort bemerkbar machten und sich scheinbar ins Endlose ausdehnten, und andererseits groß genug um sicherzustellen, daß die hier lohnabhängig Beschäftigten derart unterschiedliche Interessen haben, daß man wirklich kaum auf einen grünen Gesprächszweig kommt.

S. meldete sich zu Wort: "Wie wärs mit Bowlen? Oder lawn bowls?" "Och ne," warf E. entrüstet ein, "nich so was anstrengendes. Irgendwas mit Essen und Trinken und so, irgendwo im Freien. Wie wärs mit Grillen am Strand?" E., die immer verzweifelt versucht, die disparaten Stimmungen und Strömungen innerhalb des Büros in ein harmonisches, Weihnachtsfeier-kompatibles Ganzes zu amalgamisieren, strahlte in die Runde. "Das wär doch Klasse! Und dann können wir alle unsere Badesachen mitnehmen und schwimmen gehen!" R. war begeistert. "Genau! Das machen wir! Wir gehen schwimmen, grillen danach und auf dem Weg zum Strand gehen wir noch an einem bottle shop vorbei, damit auch für den sozialen Schmierstoff gesorgt ist, Hrchach Hrchach Hrchach!"

Schwimmen gehen. Mit Arbeitskollegen. Als Weihnachtsfeier. T., L. und ich sahen uns an. Will man das wirklich? Seinen Vorgesetzten, den weißen Lurch, in einer schlechtsitzenden Badehose zu erblicken? Die Kollegin N., God bless her, im Badeanzug durch den Sand waten zu sehen und Zeuge zu werden, wie ihre Kinder sie umkreisen wie Asteroiden den beträchtlichen Mutterplaneten? Oder E. in einem Bikini - Gott der Gerechte... Oder selbst T. und L., meine äußerst ansehnlichen Verbündeten - muß ich das wissen, wie die in Badesachen aussehen? Nein, muß ich nicht. Werde ich nächste Woche aber, denn der Vorschlag wurde teils begeistert, teils ermattet, angenommen. Ich hingegen werde wohl Grippe oder so was vortäuschen müssen, es sei denn, ich will mich in endlose Diskussionen über das Für und Wider von Tätowierungen verwickeln lassen. Und das mit Arbeitskollegen. Not bloody likely.

Beim Hinausgehen meinte E. noch fröhlich zu mir: "Klasse, oder? Und dann auch noch am Strand bei mir um die Ecke, so I can get really pissed! Du bringst doch auch deine Badehose mit, nä?"

Brrrrrrrr.