Weihnachten
Es ist soweit: ich habe gestern den ersten Weihnachtskalender beim Einkaufen gesichtet. Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät? Nun war und ist Weihnachten in anglophonen Gefilden ja immer etwas merkwürdig für mich, sowohl in England als eben auch hier. Die Feierei am 25. anstelle des 24. verleiht der ganzen Geschenkorgie etwas Tageslichtiges und Vormittägliches, das so gar nicht zu meinen Kindheitserinnerungen des mystisch-abendlichen Kerzenscheins paßt. Von der Jahreszeit mal ganz abgesehen – Weihnachten im Hochsommer ist irgendwie wider die Natur.
Andererseits rockt Weihnachten in Strandnähe bei 34 Grad doch schon mehr als Weihnachten in Barmbek-Nord bei –3 Grad in einer von einem uralten Kohleofen mühsam vor der totalen Vergletscherung bewahrten Genossenschaftswohnung. Rocks like a motherfucker, um genau zu sein, und so wird in Australien an Weihnachten auch gelötet wie an der Bar bei einem Motörhead-Konzert. Nun mag es in D’land auch eine Tradition des exzessiven Trinkens an Weihnachten geben, ich weiß es nicht; in meiner Familie wurden jedenfalls keine Gläser über der Krippe des lieben Jesukindes gekreuzt, mehr dem entschiedenen Antialkoholismus meines atheistischen Vaters und meiner agnostischen Mutter als irgendeines Glaubens geschuldigt. Da man in Australien aber halt am 25. 12. feiert und schon morgens das Trinken anfängt (und dementsprechend auch mehr Zeit zum Sichdichtmachen hat), wird gesoffen als gäbe es kein Morgen. Was es dann für viele anscheinend auch nicht gibt, wenn man Erzählungen aus dem Bekanntenkreis Glauben schenken mag, höchstens ein Übermorgen – Kater so groß wie Serengetilöwen, apparently.
Mein erstes Weihnachten in Australien anno 1999 ist mir denn auch in schöner Erinnerung geblieben. Nachdem d.l.P. und ich vormittags unsere Geschenke ausgetauscht hatten (das Übliche: monogrammierte Einstecktücher aus chinesicher Seide, perlengetränkte Schmuckstücke erlesenster Exclusivität-mit-C und brokatumrankte bunte Schachteln diversester Psychopharmaka – für Menschen, die schon alles haben), sind wir zur Mittagszeit zur Freundin B. gefahren, die alle möglichen Weihnachtswaisen (will sagen, Exilanten) zum "X-mas turkey lunch (champagne optional)" geladen hatte. Die dort versammelte Weihnachtsgesellschaft bestand dann ausschließlich aus in Marketing-, Designer-, Werbe- und Öffentlichkeitsarbeitjobs beschäftigten 20 und 30something Frauen – und mir. Ich mag Sekt nicht besonders und habe, wie gesagt, eine kindliche Abneigung gegen Alkohol an Weihnachten, was spätestens um 3 Uhr nachmittags witzig wurde. Weihnachtlich enthemmt began die versammelte Frauschaft, sich allerhand lustige Geschichtchen aus dem offenbar nie versagenden Fundus "Mißgeschicke mit Vibratoren" um die champagnerrosigen Ohren zu anekdotieren, und ich wurde als Vertreter sämtlicher Männer dieses Planeten um Erklärung und Rechenschaft angehauen, warum "you men" dieses oder jenes täten oder ließen. Man sollte sich vielleicht, dachte ich, beim ersten Weihnachten an fernen Gestaden seine Festgesellschaft vorher genauer betrachten.
Aber lustig war’s schon.
Andererseits rockt Weihnachten in Strandnähe bei 34 Grad doch schon mehr als Weihnachten in Barmbek-Nord bei –3 Grad in einer von einem uralten Kohleofen mühsam vor der totalen Vergletscherung bewahrten Genossenschaftswohnung. Rocks like a motherfucker, um genau zu sein, und so wird in Australien an Weihnachten auch gelötet wie an der Bar bei einem Motörhead-Konzert. Nun mag es in D’land auch eine Tradition des exzessiven Trinkens an Weihnachten geben, ich weiß es nicht; in meiner Familie wurden jedenfalls keine Gläser über der Krippe des lieben Jesukindes gekreuzt, mehr dem entschiedenen Antialkoholismus meines atheistischen Vaters und meiner agnostischen Mutter als irgendeines Glaubens geschuldigt. Da man in Australien aber halt am 25. 12. feiert und schon morgens das Trinken anfängt (und dementsprechend auch mehr Zeit zum Sichdichtmachen hat), wird gesoffen als gäbe es kein Morgen. Was es dann für viele anscheinend auch nicht gibt, wenn man Erzählungen aus dem Bekanntenkreis Glauben schenken mag, höchstens ein Übermorgen – Kater so groß wie Serengetilöwen, apparently.
Mein erstes Weihnachten in Australien anno 1999 ist mir denn auch in schöner Erinnerung geblieben. Nachdem d.l.P. und ich vormittags unsere Geschenke ausgetauscht hatten (das Übliche: monogrammierte Einstecktücher aus chinesicher Seide, perlengetränkte Schmuckstücke erlesenster Exclusivität-mit-C und brokatumrankte bunte Schachteln diversester Psychopharmaka – für Menschen, die schon alles haben), sind wir zur Mittagszeit zur Freundin B. gefahren, die alle möglichen Weihnachtswaisen (will sagen, Exilanten) zum "X-mas turkey lunch (champagne optional)" geladen hatte. Die dort versammelte Weihnachtsgesellschaft bestand dann ausschließlich aus in Marketing-, Designer-, Werbe- und Öffentlichkeitsarbeitjobs beschäftigten 20 und 30something Frauen – und mir. Ich mag Sekt nicht besonders und habe, wie gesagt, eine kindliche Abneigung gegen Alkohol an Weihnachten, was spätestens um 3 Uhr nachmittags witzig wurde. Weihnachtlich enthemmt began die versammelte Frauschaft, sich allerhand lustige Geschichtchen aus dem offenbar nie versagenden Fundus "Mißgeschicke mit Vibratoren" um die champagnerrosigen Ohren zu anekdotieren, und ich wurde als Vertreter sämtlicher Männer dieses Planeten um Erklärung und Rechenschaft angehauen, warum "you men" dieses oder jenes täten oder ließen. Man sollte sich vielleicht, dachte ich, beim ersten Weihnachten an fernen Gestaden seine Festgesellschaft vorher genauer betrachten.
Aber lustig war’s schon.
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