19.9.05

Wahl hier, Wahl dort

Was für ein Wahlwochenende. Erst die Wahl in Neuseeland am Sonnabend, bei der interessanterweise eine ähnliche Konstellation zustande kam wie in D'land (und welche d.l.P. vor dem Rechner bei jeder neuen Hochrechnung zu Nagelbeißorgien animierte), und dann natürlich gestern. Ich sag' jetzt mal nicht viel zur Bundestagswahl, das können andere aus der Nähe eh viel besser, wie z.B. bittersweet choc, der ich hiermit für den schönen Begriff "Schwampelland" danken möchte. Schlußendlich sieht es wohl so aus (zumindest jetzt gerade, 6.03 Uhr Ortszeit in D'land), daß mein jahrzehntealter hoodoo, immer und überall unter einer konservativen Regierung leben zu müssen, sei es Kohl, Major, Howard oder ab nächstem Jahr eben Merkel, gebrochen zu sein scheint, wollnwirshoffen. Und das reicht mir eigentlich auch schon.

Lediglich das Gesicht der meinen Briefwahlumschlag öffnenden Büddel des Ortsamtes Barmbek-Uhlenhorst hätt' ich schon gerne gesehen - da ich dort vor knapp 7 Jahren zuletzt in hoffentlich-nicht-Schwampelland gemeldet war, ist dies anscheinend immer noch mein Wahlkreis. Da ich ja immer noch meinem Vorurteil, daß Deutsche, die aus dem Ausland briefwählen, meistenteils Geschäftsreisende und damit eher der Merkelschen oder dem Guido zugeneigt sind, freien Lauf lasse, dürfte mein Wahlzettel aus dem fernen Sydney in Barmbek-Nord vielleicht etwas Verwirrung auslösen.

Diejenigen unter Euch, die das Kreuzchen vielleicht doch an der falschen Stelle gemacht haben, dürfen sich jetzt wenigstens stilvoll bei mir und dem Rest der zivilisierten Welt entschuldigen.

Aber eigentlich wollte ich ja nur kurz dieses anmerken. Da mich ja etliche Leute inzwischen gefragt haben, wieso und warum um alles in der Welt ich ausgerechnet jetzt, bzw. in Bälde nach HH zurückkehren will, wo es doch so schlecht um die Wirtschaft und die Stimmung im Land und Australien soo toll blablabla..., hier also nur mal eine schüchterne Bemerkung:

Wenn das australische (und britische) reine Mehrheitswahlrecht in Deutschland herrschen würde, gäbe es jetzt eine Alleinregierung Merkel/Stoiber, und Die Linke, Die Grünen und wahrscheinlich die FDP wären nicht mal im Parlament vertreten. Dank diesem Wahlrecht darf hier z.B. little Johnny auf dicke Alleinregierungshose machen, obwohl ihn 49% der Bevökerung nicht gewählt hat.

Auch das gehört zum Lernen in der Emigration: nicht alles an Deutschland ist schlechter als anderswo. Daß man sowas anhand eher abseitiger Sachverhalte wie dem Vergleich von Wahlsystemen herausfinden muß, ist zwar zeitaufreibend, aber interessant.