29.9.05

Die kleine Zuckerfabrik in den Subtropen

Aah, mehr Fotos vom Queenslandurlaub. Irgendwie habe ich ein Faible für Industriegebäude, und wenn diese sich in für westeuropäische Sensibilitäten ungewöhnlichen settings befinden, um so besser. So erfreute ich mich letztens wieder mal an den wogenden Zuckerrohrfeldern North Queenslands und den dazugehörigen cane trains, welche sich an satten Regenwaldhügeln vorbei hundertmeterlang durch die trägen Ebenen winden wie ein Pressesprecher duch die Syntax:



Gegen Mittag hing die Luft noch satt und gelb vom Himmel herab, aber je später der Tag geriet, umso schwerer drückte die Athmosphäre und erste Regenwolken erfrechten sich. Wir machten einen Abstecher nach Tully, einem immer stärker werdenden Melassegeruch folgend. Und da stand sie, die kleine Zuckerfabrik in den Subtropen:



Wie idyllisch, dachte ich. Andererseits und genauer betrachtet fällt Euch vielleicht das Kruzifix rechts am Bildrand auf. "That they all may be one" verheißt es dort gleich am Ortseingang und man merkt, daß die Zuckerfabrik nicht das einzige Werk am Platze ist, das einen süßlich-klebrigen Geruch verbreitet. Nicht nur die Anglikaner und Katholiken (diese sogar gleich zweimal am Seelsorgerstart) sind in Tully vertreten, auch Baptisten, 7th Day Adventisten, die Assemblies of God und die Uniting Church kümmern sich um ihre Schafe - und das in einem Ort mit knapp 3500 Einwohnern. "Denn tust Du auf dem Lande wohn' / Brauchst Du Bier und Religion", tönte mir ein längst vergessen geglaubter Schüttelreim meines dereinst dem Ostwestfälischen entronnenen Vaters im Ohr. Auch ansonsten ist Tully, wie man bei John van Tiggelen nachlesen kann, anscheinend nicht gerade mit der Rationalitätsquaste gepuderzuckert, und so gibt es hier mehr UFO-Sichtungen als irgendwo anders in Australien. Zufall? You tell me.

So schön die Zuckerfabrik zwischen Palmen auch ist - irgendwie erinnerte mich das alles zu sehr an Children of the Corn. Bzw. natürlich Children of the Sugar Cane.