31.5.05

I tried to tell you for the last 6 1/2 years...

Nur mal kurz, und es soll auch nicht als Meckerei gedacht sein, nur mal so als Illustration, warum das irgendwie nicht hinhaut hier: gestern erschien endlich mal eine riesige Untersuchung im Sydney Morning Herald, betitelt "Campaign for Sydney" Tenor: Sydney ist ziemlich im Eimer und es wird schlimmer. Textprobe:

Sydney is in desperate shape. There are many signs, but you only have to look at the weather to see something is badly wrong. (...) Dam levels have dipped below 40 per cent capacity for the first time, and there are fears Sydney's weather patterns will have far-reaching consequences for our water, food and gardens.

People cannot control the weather, but there are things that are within their control.

Sydney groans under the weight of its rapidly growing population; public transport is chaotic, unreliable and sometimes unsafe; roads are congested; impossible demands cause energy, land, housing and water shortages; and five decades of official complacency on planning has left the Carr Government struggling to meet community expectations.

Clearly, Sydney cannot continue living, consuming and travelling in the same greedy, unsustainable way.

There is anger over falling standards, and symptoms of strain are everywhere.


Tscha. Das versuch' ich (und nicht nur ich: andere nichtaustralische EinwanderInnen meines Bekanntenkreises, sowohl EuropäerInnen als auch AsiatenInnen) schon seit geraumer Zeit, den Leuten hier klar zu machen. Bei dem hier vorherrschenden, sagen wir's mal freundlich: Individualismus, war klar, daß die Sache hier irgendwann den Bach runtergeht. Und das Ding ist: das fällt einem echt sofort auf als outsider, und es ist mir auch schon vor knapp 6 1/2 Jahren aufgefallen, auch wenn es damals nicht so schlimm war. Damals dachte man noch: ey, wie Klasse, da klappen Sachen mal nicht so richtig und keiner regt sich auf, meckert rum und nölt wie in D'land. Wie herrlich entspannt. Da sehen Leute, daß irgendwas nicht perfekt läuft, und beschweren sich trotzdem nicht in einer Tour, sondern machen sich ganz sutje an die Lösung des Problems. Für jemanden wie mich, der dieses ständige deutsche Rumgemaule nicht abkann, ein wahres Eden auf Erden.

Nun ja. Dann bemerkte man über die nächsten 3 bis 4 Jahre, daß erstens überhaupt nix getan wurde und das beiläufige Ansprechen völlig offensichtlicher Probleme (im pub beim Bierchen zum Beispiel) einem lediglich den Ruf eines, genau, ständig nörgelnden Deutschen einbrachte, und zweitens das fehlende Rumnölen nicht etwa daran lag, daß die Leute hier alle so entspannt sind (obwohl natürlich viel entspannter als in D'land), sondern vielmehr einer Mischung aus Ignoranz und Mirdochegal entsprang. Dazu vielleicht auch später mal mehr. Für heute wollt' ich nur kurz gesagt haben, daß man in der Emigration halt viel über sich lernt. Ich z.B. hab' gelernt, daß ich mit nervender Penetranz und penetranter Larmoyanz wohl immer noch besser umgehen kann, bzw. diese leichter ausblenden kann, als mit flächendeckender Dummheit, für den Moment jedenfalls.

Und jetzt dürft ihr mich auch arrogant nennen - das krieg' ich hier sowieso jeden Tag nachgeworfen, so als Eliteeuropäer aus Lohbrügge-Nord ;-) Auch dieses, nebenbei bemerkt, muß ich mir erstmal nicht mehr geben: mir von australischen Mittelklassegören von der North Shore mit eigenem Auto und mehr Taschengeld in der Woche (yep, die kriegen mit Mitte 20 noch Taschengeld und wohnen zu Hause...) als meine Mutter in der chemischen Reinigung im Monat verdiente, in einer Tour anhören zu müssen, daß ich als "reicher Europäer" sowieso nichts verstehen würde.