4.3.05

Degeneration Golf

Bevor ich Euch die Geschichte von der besoffenen Nachbarsmutter in meinem Garten erzähle, nochmal schnell eine Frage: hat wer von Euch "Generation Golf" von Florian Illies gelesen? Und wenn ja, könnte mir bitte mal jemand erklären, was an dem Buch so besonderes ist und warum es sich anscheinend besser verkauft hat in Deutschland als Beschwerdeformulare? Für Kommentare wär' ich echt dankbar, ich versteh das nämlich nicht so ganz. Ich weiß, das Buch ist schon älter, aber ich wollt's bis jetzt auch nicht unbedingt lesen; jetzt hat es mir eine Kollegin ausgeliehen und ich wußte, warum sich das immer so komisch anhörte.

Gerade das Ding durchgekriegt (ich bin ein langsamer Leser, aber dafür braucht man ja echt nur 3 Stunden) und stehe vor einem Rätsel. Was will uns der Mann damit sagen? Ich mein', die ersten 3 Kapitel sind ja ganz lustig und kurzweilig, und es ist auch interessant zu sehen, daß auch ein Dorfdepp aus der Mittelklasse im Oberhessischen oder wo auch immer mit Playmobil gespielt hat und "Wetten, daß..." gesehen hat als Kind, genau wie ich. Aber damit gleich ein Buch vollmachen müssen? Und, viel ekliger, sich mir als Generationskollegen an den Hals zu schmeißen, nur weil wir beide mit Nutella aufgewachsen sind? Welche bahnbrechenden Erkenntnisse kommen denn als nächstes vom Herrn Illies -"Generation Zweibeiner - von einer Generation, die alle auf 2 Beinen gehen", oder "Kollege Sauerstoffatmer", oder "Wir sind alle eine Generation, eine Generation von Nasenbohrern?"

Fairerweise erwähnt der Mann ja irgendwann, daß er eben nur von einer bestimmten Schicht redet, eben den dorfdepperten Golffahrern mit zuviel Geld. Aber zerstört er damit nicht die ganze Idee des Buches: daß wir eben alle eine Generation sind und, so wir zwischen 1965 und 1975 geboren sind, uns soo viele Dinge einen und wir alle irgendwie dieselben sind? Was das für'n Quatsch ist, hätte der wohlbehütete Florian flugs erfahren, wäre er mit seiner vielgelobten Barbourjacke (was ist das überhaupt?? Nie gesehen, so'n Teil) mal auf dem Schulhof meiner Alma Mater in Hamburg vorbeigegolft - da hätte ihm die Barbourjacke unter lauter Bomberjacken schnell unschön fleckig werden können. Bzw. später, als die Unterfränkische Landjugend, wie von ihm beschrieben, die Altbauten in Hamburg übernahm und die Schanze, Winterhude u.ä. unbewohnbar machte durch ihre bloße golffahrende Anwesenheit.

Was ein Schmonzes. Mit Herrn Illies hab' ich nun wirklich nichts gemein, was irgendwie wichtig wäre, Generation hin oder her. Aber die Sätze über IKEA waren wirklich schön.

Was denkt ihr? Laßt mal 'n Kommentar da!