23.2.05

Vale: Hunter S. Thompson

Ach ja, Hunter - haben ihn die eigenen Dämonen doch eingeholt am Ende. Irgendwann wird jeder Hunter zum Gejagden. Da heißt es schneller sein als die Kugel der eigenen Obsessionen, ansonsten ist nicht nur der Ofen aus.

Hunter S. Thompsons Fear and Loathing in Las Vegas war zweifellos eines der formativen Bücher meiner Jugend. Mit weitaufgerissenen Augen verschlang ich die Reportage eines Menschen, der den eigenen Körper und Geist lediglich als elastisches Experimentierfeld und work in progress betrachtete. Blickte ich auf von der manischen Geschichte eines drogenbefeuerten Trips nach Las Vegas, gingen draußen graue Menschen mit ihren grauen Pudeln durch schuppengleichen Regen, gen ihre grauen Wohnungen, Graupensuppe essen. Das personifizierte sich-mit-allem-und-jedem-abfinden, gegen das Hunter seinen bunten Selbstzerstörungstrieb setzte.

Was ich davon mitgenommen habe, waren nicht etwa die Drogen (jedenfalls die meisten nicht), sondern das Verlangen, möglichst viel mindestens einmal auszuprobieren. Das führte zwar zu einigen bedauernswerten und tragikomischen Situationen (ich erinnere mich mit schamvollem Horror an die eine oder andere Begebenheit, die sich bei Hunter definitiv cooler anhörte als sie am eigenen Leib erlebt war), aber zumindest wurde es nicht langweilig und ich lernte. Und lernte. Das gibt's natürlich nicht für umsonst, aber geschenkt. Dass Hunter sozusagen nebenbei den New Journalism bzw. Gonzo Writing popularisiert hat und damit ein für allemal die ranzige Ansicht, es gäbe so etwas wie "objektiven" oder gar "wertfreien" Journalismus oder Schreibstil, hinwegfegte wie ein Häufchen Kokain vom Nierentischchen, ist eigentlich nur ein angenehmer Nebeneffekt.

Nun hat Hunter seinen eigenen Gehirnfernseher ausgeknipst, und was könnte ich ihm anderes auf den Weg geben als die Maxime, nach der er gelebt hat, die ihn am Ende wohl erwischt hat, und die zumindest mich lange begleitet hat:

"I wouldn't recommend sex, drugs or insanity for everyone, but they've always worked for me."



(Image from Cafepress.com)