3.2.05

Extrabreiter Plattenfund

Da schaut man beckmesserisch durch sein Plattenregal, befingert liebevoll die abgestoßenen, angegilbten Hüllen der ältesten Errungenschaften, erinnert sich daran, wie man den ganzen Kram damals vom Hamburger Frachthafen aus nach Übersee verschifft hat und sinniert, wieviel es wohl kosten würde, alles wieder zurückzuverschiffen - und dann fällt einem die erste EXTRABREIT Scheibe entgegen, "Ihre größten Erfolge" von 1981 oder so. Hab' ich mir glaub' ich so gegen 1983 gekauft, im zarten Alter von 11 Jahren.

Die hatte ich seit Jahren nicht gehört aber erinnerte mich doch, daß da doch dieser Wahnsinnstext irgendwo drauf war, der Deutschland in den 80ern und frühen 90ern so gut für mich in Worte faßte damals wie fast nichts anderes. Mit 11 oder 12 ist man eigentlich zu jung für so viel Wahrheit, und dazu noch der schleppende, träge Beat des Liedes, der lavagleich aus den Mini-Plastikboxen meines Plattenspielers in meinem Kinderzimmer in Lohbrügge-Nord quoll... Kein Wunder, daß nix aus mir geworden is ;-)

Nun denn, hab' die ganze Platte nochmal durchgehört und ich muß sagen, daß man die echt so stehenlassen kann, selbst nach 24 Jahren. Eine Platte, die in keiner Sammlung fehlen sollte, wie die Werber vor 24 Jahren wohl gesagt hätten. Mesdames et monsieurs: EXTRABREIT, "110":


Der Mond hängt satt und bleich im Antennenwald
Die Luft steht starr und klar, die Nacht wird kalt
Lachend stirbt auf der leeren Kreuzung ein Reh
Es riecht nach... Schnee

Die Nachtwächter hören Musik bis zum frühen Morgen
Sozialarbeiter liegen wach und machen sich Sorgen
In den Kinderzimmern werden Zehennägel gekaut
Aber nicht zu... laut

Die Schrankenwärter warten auf den TEE
Am Rand der Stadt versinkt eine Nonne im See
Die Friseusen heulen leise in geblümte Kissen
Weil sie es... alle... wissen

Durch die eiskalten Straßen weht manchmal ein warmer Wind
Wenn Katzen vögeln schreien sie wie ein Kind
Das Herz pumpt schwer träge blubberndes Blut
Und das... ist... gut