18.2.05

Deutsche nebenan

Das hab' ich bis jetzt auch noch gar nicht erzählt, oder? Die Deutschen im Haus links von uns? Das geht eigentlich auch überhaupt nicht. Im Mietshaus nebenan hat's seit ca. 1 Jahr Termiten Teutonen und bei den hier herrschenden Temperaturen, die das Draußenleben so angenehm ermöglichen und Leute in ihre Gemeinschaftsgärten hinter den Häusern treibt, und den auf Rumschreien und Krach machen trainierten deutschen Stimmbändern wehen die gelegentlichen Sprachfetzen herüber wie Fürze im Wind.

Nicht nur, dass man mit dem Umzug eigentlich dachte, laute deutsche Nörgelein über Bedienungen, Busfahrpläne und minderwertige Brötchen hinter sich gelassen zu haben, außer natürlich von den allgegenwärtigen Touristen aus Rosenheim und Bruchband-Schwecke, die im Sommer laut schwadronierend meinen Vorort mit sich vollmachen. Viel schlimmer sind eigentlich diese kleinen, subtilen, verwirrtmachenden Momente. Zum Beispiel, wenn man wie gestern abend die Wäsche im Garten aufhängt, bei 27 Grad um 19.00 im Februar. Die Kookaburras lachen im nahen Park um die Wette, ein eukalyptusgesättigtes Spätsommerlüftchen weht, man geht in Gedanken nochmal den Arbeitstag durch, alle Antennen sind sozusagen auf Australien gedreht... und nebenan spielt die deutsche Mutter mit dem deutschen Kinde, und es driftet sachte an mein Ohr: "Backe Backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen, Wer will schönen Kuchen backen, der muß haben sieben Sachen, Zucker und Salz, Eier und Schmalz..."

Das ist dann wie in einem meiner häufig vorkommenden Träume, in denen sich Hamburg und Sydney ständig ineinander vermischen und die mich ab und an schweißgebadet aufwachen lassen. Als ob einem der Sinn fürs Hier und Jetzt langsam durch die Finger rinnt, und es ist nicht so angenehm wie maßvoller Drogengebrauch. Nightmare on M. Street, sozusagen. Aber dann hängt man die letzte Socke auf, geht rein und ißt ein schön abgehangenes Känguruhfilet als Standortbestimmung, und man weiß wieder, wo man ist.