30.12.04

Interregnum, Tsunami

Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist irgendwie so eine Nichtzeit, oder? Gerade wenn man frei hat und die Stadt leer ist. Darum hab' ich auch so lange nix von mir hören lassen, paradoxerweise - ich hab' sozusagen meine Schreibstimme verloren und im Moment so gar nix zu sagen. Formlos fließt ein Tag des Nichtstun in den nächsten und man hangelt sich durch verschiedene Bücher, was ja auch ganz nett ist.

Davon abgesehen schaut man Abends entsetzten Auges Nachrichten. Aufgrund der geografischen Nähe sind die australischen Nachrichten voller mit Tsunamiupdates als die deutschen, und wenn man sich die deutschen Nachrichten so anschaut, weiß man wieder, was Eurozentrismus ist. Thailand und nochmal Thailand, nicht etwa weil hier die meisten Menschen umkamen (das ist Indonesien), oder weil die pro Kopf Todesfallrate am höchsten wäre (das ist im Moment Sri Lanka), sondern weil hier die meisten deutschen Touristen sind/waren.

Ich schimpf' ja gerne (und berechtigt) über die australischen Medien, aber diesmal sind sie klar besser als die deutschen. Obwohl in Australien auf sicher mehr Menschen indirekt betroffen sind als in Deutschland (in unserer nächsten Umgebung z.B. die aus Sri Lanka stammende Chefin der liebenden Partnerin und drei meiner aus Indonesien resp. Thailand stammenden Arbeitskollegen), so ist die Berichterstattung doch weitaus ausgewogener und, wer hätte gedacht daß ich sowas nochmal schreibe, tiefergehend und intelligenter als die in den deutschen Medien. Und nicht so ekelig nationalistisch auf die "eigenen" Opfer abzielend - man hat fast den Eindruck, daß die deutschen Medien überhaupt nur so großflächig berichten, weil eben auch Deutsche unter den Toten sind.

Als ich z.B. im Abendblatt gelesen hab' daß Thomas Helmer und Helmut Kohl einen eigenen Bericht verdient haben obwohl sie nicht mal in unmittelbarer Gefahr waren, fiel mir fast der Laptop vom Schoß. Klar, Hauptsache den Deutschen geht's gut, Scheiß auf die lokale Bevölkerung. Außerdem ist das ungeschorene Davonkommen des Herrn Kohl natürlich ein weiterer Beweis dafür daß es, wie meine Oma immer sagt, halt immer die Falschen trifft.

Vielleicht schaff' ich's morgen, etwas Positiveres zu schreiben...