16.11.04

"My hands are lethal weapons - provided I'm holding a gun" - TRIPOD, 13/11/2004, PETERSHAM RSL AT NEWTOWN

Mann, was hat sich der Laden verändert. Lange nicht mehr im Newtown RSL gewesen, genaugenommen nicht mehr, seit der Pleite gegangen ist. Und jetzt, wo man nicht mehr in der Nachbarschaft wohnt und das soziale Leben brachliegt wie das Kornfeld eines übersubventionierten EU-Bauerns, hat man irgendwie auch nicht mehr so Gelegenheit. Ich hatte zwar gelesen, daß die mit neuen Betreibern und neuem Namen vor ca. 8 Monaten wieder aufgemacht hatten (ich erklär jetzt mal nicht, was genau ein RSL-Club ist, das würde echt zu lange dauern), aber wie gesagt: man kommt so selten 'raus diese Tage.

Aber wenn die beste Comedytruppe Australiens einen ihrer seltenen Auftritte in Sydney gibt, muß man hin. Darum auch das eingangs erwähnte Staunen - der große Saal oben, der früher lediglich zum Saufen und Passiv-Bandgucken einlud, bzw. drängte (freundlich war die Atmosphäre nicht... eher so 50er Jahre Schulaula trist) war glatt manierlich zurechtgemacht. Man konnte sehen, was sie versuchten zu erreichen: nämlich den Charme einer Melbourner Bar zu rekreieren, komplett mit Sofas, Schummerlicht und roten Deckenlampen. Gut, auf dem Weg nach Melbourne ist das Dekor dann zwar so ungefähr an der New South Wales - Victoria Staatsgrenze hängengeblieben, bildlich gesprochen, aber der Versuch ist löblich. Gerade, wenn man sich den Rest der Sydney-Kneipen und "Bars" so ansieht, und so war eben auch der alte Newtown RSL: charakterlose Bierhallen, bestrahlt von Zehntausenden Watt hospitalkompatibler Halogendeckenlichter. Das ist immer wie in einem Flugzeughangar zu sitzen - alles einfach viel zu gross und so gesichtslos wie der unsichtbare Mann nach Abnahme der Kopfbandage.

Also schon mal ein Plus, das Dekor. Als die Lichter ausgingen, der unglaublich schmierlappige Titelsong von QUEEN aus Highlander 1 ertönte (ihr wißt schon: "We're the princes of the universe" und so...) und Scod, Yon und Gatesy, Tripod eben, die Bühne betraten, kickstartete der Abend allerdings erst richtig. 3 Männer, wunderschöne Harmonien, 1 Gitarre und ein Humor, der zwischen melancholisch, verspielt, lässig-leicht und manisch hin und her hastet.

War wieder mal äußerst lustig. Humor läßt sich ja schlecht übersetzen, darum laß ich das jetzt auch hier. Es sei nur angemerkt, daß, wenn Charme ein Gesicht hätte, es das von Tripod wäre. Bzw. natürlich die Gesichter von Tripod. Die dann irgendwie zusammengemorpht wären, nur nicht so befremdlich, wie sich Gesichtermorphen anhört... Ahem.

Tripod ist so, wie ein befriedigender Kompromiß zwischen Hamburg und Sydney aussehen könnte. Für australische comedy eigentlich zu schlau und subversiv, für deutsche Komik wiederum zu verspielt, souverän und unverbiestert, ist Tripod eigentlich genau das, was man sich so wünscht: von Hamburg den Intellekt und von Sydney die Attitüde (na gut, Tripod sind aus Melbourne, aber davon laß ich mir mein schönes Gleichnis nicht kaputtmachen!).

Denn: wer Zeilen schreibt wie die in der Überschrift zitierte (aus dem wunderbar schrägen "Krap Karate"), kann kein schlechter Mensch sein. Andere am Samstag genossene Perlen waren die revolutionäre Theorie bezüglich Tresendamenabschleppen: I'm trying to impress the bargirl by seeing how drunk I can get / I can't believe that no-one thought of this before ("Trying to impress the bargirl"), oder auch der heiße Wunsch, endlich eine reiche Frau zu treffen: Old money, old money / I'd really like to meet a girl who comes from / Old money, old money / Some pointless twit who thinks I'm scum ("Old Money"). Wir lernten, wie man mit jemandem per SMS Schluß macht: That's why I'm sending you this text message / To let you know that we're through concisely / It was great (G R 8) / to be (2 B) / with you (W I T H U) / But now honey (H 1 E) / We're through (T H - R U) ("That's Why I'm Sending You..."), und was so passieren kann, wenn man nach seinem eigenen Namen googelt: I typed my own name into an internet search engine / And all I got was boobs / There goes my day again / There goes my day again / What's a man supposed to do ("Boobs"). Zu schön, und doch war.

Der Abend endete dann mit einer ebenfalls sehr Tripod-mäßigen Zugabe. Eine herzzereißend schöne Acapellaversion des Radiohead-Hits "Paranoid Android", keine Parodie, keine Verarsche, nicht krampfhaft auf "lustig" getrimmt (wir waren schließlich nicht bei der deutschen Lachparade), nein, einfach geradeaus gesungen und dem Lied die Würde wiedergegeben, die ihm zahllose Abnudelungen auf unzähligen Studentenpartys genommen haben.

Ich empfehle hiermit dringendst, sich ein paar Sachen von Tripod runterzuladen. Zum Beispiel hier oder hier oder auch hier. Zum Beispiel den Seitenhieb auf OASIS, oder die neue Nationalhymne Australiens (für die sie fast vom Radiosender Triple J gefeuert worden wären), undundund... Ist 'n Tip. Anscheinend läuft die Sketchsendung Skithouse (bei der Tripod sporadisch auftritt) gerade in Frankreich auf irgendeinem Kabelkanal - falls das mal auf ARTE kommen sollte... you know what to do.