7.7.04

Otago Peninsular & Port Chalmers - 15/05/2004

Noch mal fix zur Otago Peninsular rüberdüsen am Nachmittag. Sozusagen der ländliche Vorort Dunedins, reckt sich die schmale Halbinsel als dünner Finger in den Südpazifik hinein. Und hier kommt mir das alles doch wirklich sehr bekannt vor, sieht es doch tatsächlich Teilen Schottlands extrem ähnlich, gerade so um Braemar herum. Jedenfalls läßt es sich wunderbar auf der engen Küstenstraße fahren, das Mietauto schnurrt und die Specials singen vom Man at C&A aus der tiefen Vorvergangenheit der frühen 80er Jahre. Wir sind auf dem Weg zum Larnach Castle, dem einzigen Schloß Neuseelands. Und nachdem wir an geschätzten 15.000 Schafen vorbeigefahren sind, und den Mietwagen schön im 1. Gang eine vertikal das Kliff sich hinaufwindende Schotterstraße gepeitscht haben, biegen wir auf den Parkplatz dieses grandiosen Haufens schwarzer Steine.

Der Blick von Larnach Castle auf Otago Harbour ist wirklich nicht von schlechten Eltern. Das läßt einen die etwas manierlich wirkenden Gärten und die Tatsache, daß Larnach Castle heutzutage mehr von der dazugehörigen Holiday Lodge zu leben scheint, durchaus vergessen. So flanieren wir umher und genießen das silberne Licht, welches durch die tiefliegenden Wolken gefiltert die Luft glitzern läßt wie Staniolpapier.

Auf dem Rückweg schauen wir noch kurz in Port Chalmers vorbei. Nicht nur, weil der von der geliebten Partnerin hochverehrte Künstler Ralph Hotere hier sein Atelier hat, sondern auch, weil Port Chalmers der Hafen der gesamten Region Otago und damit auch der von Dunedin ist und ich mir grundsätzlich Häfen anschauen muß. Danke, Hamburg. Port Chalmers ist klein und auf merkwürdige Weise schizophren in Architektur und Athmosphäre. Einerseits gibt's da den Containerhafen, klein aber funktionell, zwei fiese Hafenkaschemmen direkt nebeneinander, eine tiefschwarz dräuende Kirche, in der wahrscheinlich Generationen von Seeleuten die Furcht vor der Sünde eingepredigt wurde und diverse heruntergekommene Häuser direkt am Kai. Andererseits hat's da kleine Kunstläden und Kleinkunstläden, verspielt-kitschige Antiquariate, zwei Touristenfallen voller nautischem Schnickschnack und mehrere eische Cafés. Da man wohl eher nicht davon ausgehen kann, daß die ortsansässigen Hafenarbeiter sich am Feierabend gerne bei einer Tasse Lindenblütentee im Ye Olde Post Shoppe Café entspannen, während sie im gerade im benachbarten Hippiekramladen erworbenen Buch "Herstellen von Hautcremes mit Eigenurin" blättern (ohne jetzt classist werden zu wollen), steht wohl fest, daß Port Chalmers seinen Ruf als leicht verschrobene Künstlerkolonie nicht ganz zu Unrecht trägt.

Zum Abschluß kehren wir ein im Careys Bay Hotel im benachbarten Careys Bay. Auch in diesem Pub wird einem die zwiespältige Natur der local community schnell deutlich. An den Wänden des freundlichen und hellen Pubs befinden sich massenhaft Ralph Hotere Bilder, die den Raum mit ihren Farben fast sichtbar zum Vibrieren bringen und nebenbei wie eine Galerie aussehen lassen. Aber als ich mir dann am Tresen eine Cola statt einem Bier bestelle, krieg ich's wieder reichlich, sowohl von der Barfrau als auch von den spärlich herumsitzenden Gästen: was, nur 'ne Cola, na klar darling, ist das auch nicht zuviel, eine ganze Cola, bist du dir sicher? usw.usw.usw. Aber davon abgesehen ist Port Chalmers eigentlich recht nett - ich hab' schon schlimmere Hippiecontainerhäfen gesehen. Äh, Moment...