7.6.04

Into Dunedin - 14/05/2004

Gefangen im stählernen Leib des Freedom Air Flugzeuges senkt man sich langsam über der Südinsel Neuseelands herab. Wir überfliegen diverse Gebirgszüge, oder vielleicht ist es auch immer wieder derselbe, welcher sich aufwirft in gezackten Gipfeln wie das Kardiogramm eines Infarktpatienten. Ich haste von der linken Seite des Flugzeuges zur rechten und wieder zurück, um durch die kleinen rechteckigen Flugzeugfenster so viel wie möglich sehen zu können. Zum Glück ist die gesamte erste Sitzreihe freigeblieben, so daß ein kleiner, etwa sechsjähriger Junge und ich uns in unserer kindlichen Begeisterung am Blick lediglich gegenseitig im Weg stehen, beziehungsweise sitzen. Die anderen Passagiere sehen mir mit einer Mischung aus Belustigung und herablassender Langmut zu. "Der fliegt bestimmt zum ersten Mal", wollen ihre Mundwinkel ausdrücken.

Nach einer gelungenen Landung zwischen zwei dichtbevölkerten Kuhweiden kauft man im kleinsten duty free Laden der westlichen Welt verschiedenste unbesteuerte Rauschmittel und bemerkt bereits hier, daß einige Bedienstete einen gewissen unfertigen Körperbau und merkwürdig rohe Gesichter besitzen. Dieser Eindruck wird beim Anblick der uniformierten Patrouillen, die mit konzentrierten Blicken einen Fuß vor den anderen setzen, nochmals bestätigt. Es geht durch Zoll und Paßkontrolle, die Drogenspürhunde des neuseeländischen Grenzschutzes, unfaßbar niedliche junge Beagle, schnüffeln einem aufgeregt wedelnd die Schuhspitzen, und man holt den Mietwagen ab.

Über eine teils in beide Richtungen einspurige, teils zweispurige Autobahn geht es Richtung Dunedin, vorbei an grünen Hügeln und von Schafherden punktierte Weiden, und später durch die Ortschaft Mosgiel, von der mir lediglich ihre grauen Mauern, auf Fabrikvorplätzen zwischen gestapelten Baumstämmen rangierende Tieflaster und die Buchstaben M-O-S-G-I-E-L an der Seite eines die Autobahn und die Ortschaft überragenden Berges in Erinnerung geblieben sind.

In Dunedin angekommen, steuern wir das silbrige Auto zum Maori Hill. Hier befindet sich das großzügige Haus J, bei der wir 2 Tage bleiben werden. J ist nicht zu Hause, aber der Schlüssel liegt in einer Spalte unter dem Haus. Ich öffne die Tür und der jedem Haus ureigene Geruch weht leise aus der dämmerigen Tiefe des Korridors...