18.2.04

Redfern Riot

Sogar in den Tagesthemen vorgestern abend gab's 30 Sekunden dazu. Ansonsten können Interessierte hier nochmal kurz ein Beispiel sehen, wie die weiße Presse das verwurschtet hat, und hier 'n paar Photos gucken.

Man ist einfach nur deprimiert. Die korrupteste und rassistischste Polizei, unter der zumindest meine Wenigkeit je gelebt hat (weltweit eigentlich nur noch geschlagen, aber auch nur in Brutalität, von den Polizeitodesschwadronen in Rio de Janeiro), gepaart mit einer unvorstellbar rassistischen und ignoranten Presse (und, teilweise, Bevölkerung) läßt einen eigentlich nur noch verzweifeln. Die Aboriginal Nations sind hier the lowest of the low - der kleinste gemeinsame Nenner, auf den alle, aber auch wirklich alle, einschlagen und-prügeln dürfen - Anglos, Chinesen, Griechen, Vietnamesen, Italiener, Serben, Kambodschaner...

Hier wird tagtäglich die traurige Wahrheit demonstriert, daß es anscheinend wirklich ein menschliches Grundbedürfnis ist, jemanden zu finden, der gesellschaftlich noch tiefer als man selbst steht. Nach oben buckeln, nach unten treten funktioniert eben nicht nur in D'land. So lernen auch gerade frisch vom Boot gefallene EinwanderInnen als erstes, daß Aborigines entweder nicht existieren, oder eben ordentlich auf die Fresse kriegen können.

Und so geht das Totschweigen der Aboriginal Nations weiter, weil wirklich niemand irgendwas wissen, geschweige denn ändern will. Just another dead Abo.

Zum Riot gibt's kaum was zu sagen: mittelschwere Auseinandersetzung nach deutschen Maßstäben. Aber weil hier ja nie was passiert, waren natürlich alle ziemlich geschockt - KollegInnen redeten am Montag von nix anderem (heute natürlich nicht mehr - "yesterday's news, mate!"). Ob Thomas Hickey jetzt von der Polizei verfolgt worden ist, bis er die Kontrolle über sein klappriges Fahrrad verlor und sich an einem Eisenzaun aufspießte oder nicht, ist irrelevant. Wie seine Mutter im Fernsehen sagte: "Wenn du Aborigine bist in Australien und siehst die Bullen kommen, dann läufst du."

Und zwar berechtigt - die Anzahl der von der Polizei mißhandelten Aborigines ist so hoch, daß das NSW Polizeiministerium keine konkreten Zahlen (Statistiken über Anzeigen gegen BeamtInnen etc.) mehr veröffentlicht, und in den ländlichen Gebieten z.B. Queenslands und Western Australias sieht die Sache noch finsterer aus; und in jedem Staat Australiens gibt es mindestens (!) eine Untersuchungskommission über "Aboriginal Deaths in Custody", die hier übliche Beschreibung für in der Haft zu Tode gekommene Aborigines. Wenn es nicht so tieftraurig wäre, müßte man ja lachen, aber Aussagen der folgenden Geschmacksrichtung gibt's hier am laufenden Band: "Naja, Euer Ehren, und dann stieß der Inhaftierte mit dem Kopf gegen die Wand. Zwanzigmal. Dann nahm er mir meine Dienstpistole aus der Hand und schoß sich in den Hinterkopf. Von der anderen Seite des Dienstraumes. Fünfmal! Echt jetzt!"

Das Bemerkenswerteste war eigentlich, daß die revoltierenden Jugendlichen vom Sonntag abend nur 40 PolizistInnen verletzten - in anderen Kriegen werden Soldaten des Feindes einfach erschossen. Da hatten die Redfern Bullen Schwein.